10. April – 20. Juni 2020

 

BREAKING BLUE

GALERIE RUNDGAENGER, FRANKFURT AM MAIN

Fotos: Frank Blümler

 

Galerie Rundgänger – Laura Aberham

Jedes der Werke von Laura Aberham (*1994, Düsseldorf) lädt den Betrachtenden dazu ein, den Farbverläufen auf die eben skizzierte Weise zu folgen und sich von den unterschiedlichen Anordnungen überraschen zu lassen. Teilweise lassen sich auch geometrische Figuren auf den Bildern erahnen, die dann wieder übermalt oder übersprayt wurden. Einerseits rufen die Bilder auf Grund der farblichen und gestalterischen Expressivität eine unmittelbare Wirkung hervor. Andererseits treten die Feinheiten, aus denen sich das Bild zusammensetzt, erst zum Vorschein, wenn man sich auf den Entstehungsverlauf einlässt und ihn vor seinem geistigen Auge rekonstruiert.
Die Bilder Aberhams, die von 2014 bis 2019 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Katharina Grosse und Ellen Gallagher studierte, sind mit großen Schwüngen, dickem Pinsel und literweise Acryl-Farbe entstanden. Von ihrer Gestik her erinnern ihre Arbeiten an die Werke von K.O. Götz, der jedoch eine dunklere Farbpalette bevorzugte. Gemeinsam ist ihren Bildern, dass die ausufernden malerischen Gesten über die Grenzen des Bildes hinauszustreben scheinen, um sich den Raum zu erobern. Die gestische Expression löst sich zwar seit den sechziger Jahren von der Darstellung von Menschen, aber die menschlichen Spuren werden durch den Umgang mit den Malutensilien sichtbar. Es handelt sich um eine Malerei, die sich den Gestaltungsmöglichkeiten von Farbe verschrieben hat. Farbe ist nicht nur ein Instrument, sie ist Form und Inhalt zugleich.
Zum Malen legt Aberham die Leinwand auf den Boden. Sie verwendet zumeist einen selbstgebauten, breiten Pinselbesen, um die Farbe auf der Leinwand zu verteilen. Der Entstehungsprozess jedes Bildes setzt sich aus einem Agieren und Reagieren zusammen und ist im Vorfeld nicht planbar. Sobald ein Farbverlauf aufgetragen wurde, fordert das werdende Bild eine andere Farbe, einen anderen Auftrag, ein anderes Tempo. Die Kunst besteht darin, sich auf diese Forderungen des entstehenden Bildes einzulassen und ihm das zu geben, wonach es verlangt.

 

Daniel Schierke